31.07.2025

Im Gespräch mit Claudia Stern

Claudia Stern, Agentur für Wein- und Eventmanagement, Köln

Was macht das Thema Wein für Sie besonders? Woher kommt Ihre Faszination für dieses Thema?

Wein ist für mich mehr als ein Getränk – er ist Spiegel der Landschaft, Ausdruck von Kultur und Persönlichkeit. Jedes Glas erzählt eine Geschichte: von Böden, Mikroklima, Handwerk – und Menschen mit Persönlichkeit. Die Weinwelt ist voller Idealisten, die Genuss als Lebenshaltung begreifen. Das fasziniert mich – seit über 35 Jahren.

Welcher ist Ihr europäischer Lieblingswein?

Das kann und will ich nicht auf eine Sorte reduzieren: Pinot Noir – aus Burgund, aber auch aus meiner badischen Heimat. Gute Champagner – natürlich. Große Rieslinge aus spannenden Steillagen. Chardonnays aus dem Jura, Burgund und vom Kaiserstuhl. Vulkanweine vom Ätna, von den Kanaren, aus Kampanien und Soave. Chenin Blanc von der Loire. Blaufränkisch und Lemberger – wenn Charakter und Herkunft spürbar bleiben. Ich bin immer neugierig – und auf der Suche nach der Emotion im Wein. Wer in der Weinwelt sagt, er kennt schon alles, hat nichts verstanden.

Bei der Vielzahl an europäischen Weinanbaugebieten – haben Sie einen Favoriten?

Es gibt Sehnsuchtsorte und Regionen, die mich nie loslassen: Baden. Burgund. Champagne. Ätna. Ribera del Duero. Die Kanaren. Orte, an denen man vom Wein und den Menschen emotional berührt wird.

Welche europäische Weinanbauregion gilt für Sie aktuell als Geheimtipp?

Ganz klar: Ätna und Kampanien – voller Energie, voller Zukunft. Teneriffa – fast surreal schöne Weine. Und ganz neu im Fokus: meine Heimat Baden.

Welche Themen und Trends bewegen die Weinbranche aktuell? Was liegt Ihnen persönlich am Herzen?

Der Klimawandel verändert alles – von den Rebsorten bis zur Kommunikation. Parallel verändert sich der Konsument: weniger Alkohol, mehr Bewusstsein. Genuss in Balance. Für mich zählt Qualität statt Masse, Herkunft statt Marketing. Ich wünsche mir mehr mutige Weinkonzepte, keine austauschbaren Produkte. Außerdem: Wein muss wieder erlebbar werden. Formate wie Weinmessen, Pop-ups, Winewalks oder sensorische Masterclasses sind die Brücken zum Publikum.

Welche Entwicklungen sehen Sie im Konsumverhalten? Und wie können Handel und Gastronomie darauf reagieren?

Kund:innen suchen Sinn, Emotion und Identifikation – nicht mehr nur „einen guten Wein zum Essen“. Was hilft ist echtes Wissen, inspirierendes Storytelling. Seminare, Tastings, Begegnungen. Was nicht mehr funktioniert: Floskeln, Hochglanz, Powerpoint-Pitches und Greenwashing. Fair ist selbstverständlich.

Was macht für Sie die EUROVINO aus – und wohin sollte sie sich entwickeln?

Die EUROVINO ist mehr als nur eine Fachmesse – sie ist ein strategischer Treffpunkt für die deutschsprachige Weinbranche. Eine Bühne für starke Persönlichkeiten, mutige Weingüter und innovative Formate. Sie ergänzt bestehende Messeformate ideal – kleiner, fokussierter, näher dran. Eine Aufgabe für die nächste EUROVINO besteht durchaus darin, die Gastronomie noch mehr einzubinden, das geht am besten mit Wein & Fortbildung.

Claudia Stern