Im Gespräch mit Björn Keyser
Björn Keyser, Geschäftsführer REWE Björn Keyser, Radebeul
Was macht das Thema Wein für Sie besonders?
Wein ist nicht nur ein Produkt für Genießer, es ist auch der prägende Einfluss der Winzer auf die kulturelle und landschaftliche Gestaltung. In einem Weinbaugebiet zu leben, ist etwas Besonderes – vor allem, wenn die Weine mit viel Handarbeit erzeugt werden.
Welcher ist Ihr europäischer Lieblingswein?
Ich liebe die Mineralik der sächsischen und fränkischen Spitzen-Weißweine. Beim Rotwein bleibe ich aktuell fast immer bei den französischen hängen.
Bei der Vielzahl an europäischen Weinanbaugebieten – haben Sie einen Liebling?
Neben meiner Heimat sind es klar die Franken. Ein gut gereifter fränkischer Silvaner kann mit vielen Rieslingen mithalten. Das finde ich sehr spannend, weil es doch auch häufig unter dem allgemeinen Radar läuft.
Zu Ihrer Berufstätigkeit: Mit welchen Themen/Trends/Problematiken sehen Sie sich im Kontext Ihrer Weinabteilung momentan konfrontiert?
Wir sind klar in einem neuen gesellschaftlichen Trend. Weniger Alkohol oder alkoholfrei. Gesellschaftlich finde ich es gut – aber es macht das Geschäft im Bereich Wein schwieriger. Ich glaube nicht, dass sich das aufhalten lässt. Wir müssen es aber gut begleiten – und meines Erachtens auch dafür sorgen, dass sich unsere Kunden beim Genuss von Wein etwas Gutes gönnen. Weg vom Massen- hin zum Genussprodukt. Auch in unserer Weingegend ist für viele der preiswerte Wein der Einstieg – unsere Herausforderung bleibt es, den Kunden zu zeigen, dass sich der Invest in gute Weine lohnt.
Welche Produkte werden von den Verbrauchern im Weinbereich aktuell besonders gefragt? Welche Veränderungen erkennen Sie hierbei?
Es sind tatsächlich weiterhin unsere sächsischen Weine, aber leider in letzter Zeit eher die preiswerteren. Was sich hier bei Weißwein um die 10 € bewegt. Wir forcieren aktuell auch französische Weine, hier besonders Rosés. Es gelingt uns ganz gut – bisher waren diese gegenüber italienischen oder spanischen etwas schwächer.
Ansonsten ist der Trend zu alkoholfreien oder -armen Produkten im Weinbereich oder auch mit Alternativprodukten der aromatisierten Fruchtgetränke unaufhaltbar.
Zur EUROVINO: Inwiefern bietet die EUROVINO Ihrer Meinung nach für die angesprochenen Themen/ Problematiken Anregungen und Lösungen an?
Ich glaube, dass wir mit unseren Geschäften im Zentrum der Sächsischen Weinstraße eher besondere Herausforderungen haben, die sich nicht übertragen lassen. Für uns ist es wichtig, Abwechslung zu bieten. Dazu sind Messen hervorragend geeignet – Winzer und Weine zu entdecken, die auch in der Vermarktung neue Impulse setzen.
Das Thema alkoholfreie Weinalternativen wird uns alle die nächsten Jahre noch beschäftigen. Ich denke, da müssen wir als Branche reagieren.
Sie sind nun selbst Beirat der EUROVINO: Was reizt Sie an dieser Aufgabe und welche Aspekte möchten Sie in die Zusammenarbeit einbringen?
Ich bringe sehr viel Erfahrung aus dem Lebensmitteleinzelhandel mit. Wir sind mehrfach als beste deutsche Weinabteilung im LEH prämiert worden. Wir möchten weiterhin dafür sorgen, dass Wein als Lebensmittel mit Genusspotential im LEH noch besser positioniert wird, von Kaufleute-Kollegen und Mitarbeitenden, die sich für das Thema begeistern können. Überall dort, wo es keine expliziten Fachmärkte gibt, gibt es Potential dafür. Der Kontakt zwischen Winzern und Händlern kann meines Erachtens nirgendwo besser hergestellt werden als auf guten, attraktiven Messen. Messen sind Treffpunkte zur Kontaktpflege, aber auch zum Kennenlernen. Im Idealfall profitieren alle Teilnehmenden, weil man mit dem Messebesuch auch neue Vermarktungsmöglichkeiten erhält. Das sehe ich als Aufgabe: es für beide Seiten – Winzer wie Händler – attraktiv zu halten.
Warum ist die EUROVINO als Messeformat für die Branche wichtig?
Die EUROVINO ermöglicht es, an einem Tag, viele Personen der Branche zu treffen. Wir haben bei jedem Besuch mehrere neue Winzer gefunden. Auch wenn für uns die Anreise sehr weit ist, kann man den Besuch gut planen und manchmal auch mit anderen Aktivitäten verbinden. Es gibt gute Übernachtungsmöglichkeiten in Messenähe. Als Gesamtpaket hebt sie sich von kleinen Regionalmessen schon sehr deutlich ab.
